Es ist einige Wochen her, dass ich einen Blogbeitrag geschrieben habe. Das Programm für 2018 entsteht gerade und es gibt viel an Vorbereitungen, um ein weiteres interessantes Jahr zu gestalten. Daher habe ich es nicht geschafft, die Dinge, die schon in Teilen bereit liegen, zusammen zu fügen.

Heute Morgen erreichte mich jedoch eine Sprachnachricht via WhatsApp (komisch, dass man dafür heute nicht mehr anruft?!!) die mich ein bisschen beschäftigt. Daher schreibe ich spontan, ohne Plan diesen Beitrag. Schließich heißt dieser Blog ja auch Yoga und Leben 😉

Eine Schülerin meldet sich also per Sprachnachricht via WhatsApp um mir mitzuteilen, dass sie zunächst noch nicht wieder in den Yogaunterricht kommt. Sie habe derzeit noch andere Dinge zu erledigen – sie hatte einen Prolaps und dieser zeigt ihr gerade andere „Baustellen“ in ihrem Leben auf die nach Klärung und Beachtung rufen – ACHTUNG! sie habe andere Dinge erst noch zu erledigen, BEVOR SIE WIEDER SPORT machen könne. Und dann versichert sie, dass sie auf jeden Fall zurück in den Kurs kommen möchte. So weit so gut. Oder?

Einige von Euch werden sich vermutlich fragen, weshalb dies reicht, um ein Thema auf dem Blog daraus zu kreieren? Ja, es reicht, weil Yoga KEIN SPORT ist. Und vielleicht wird hier deutlich, dass ich manchmal etwas ungehalten, sprachlos, verunsichert und ohnmächtig bin, weil diese Vorstellung nicht so einfach zu verändern ist.

Leider wird Yoga oft auf die Asana Praxis reduziert. Und daran sind auch wir YogalehrerInnen „schuld“ (wobei es sicher nicht um Schuld geht 🙂 ), denn im klassischen Unterricht ist es nicht immer leicht, all die Vielschichtigkeit, die Tiefe und die Ganzheitlichkeit des Yoga einfließen zu lassen. Und wenn wir es einfließen lassen ist noch lange nicht gesichert, dass es bei den Menschen auch ankommt. Denn jeder nimmt ja nur subjektiv auf, was für ihn jetzt im Moment in seinem Leben relevant ist. Also eine Schwierigkeit für den Yogaunterricht, die es gilt als Herausforderung anzunehmen. Wir, als Yogalehrende können schließlich nicht den Prozess des anderen bestimmen und immer nur Impulse geben und dann beobachten, was sich vielleicht daraus entwickelt.

Bei dieser o.g. Schülerin, die seit Jahren in den Unterricht kommt, ist es besonders schade, denn sie hatte viele Möglichkeiten eine weitere Sichtweise auf Yoga zu entwickeln oder erlangen und konnte diese Möglichkeiten nicht nutzen. Jetzt beschneidet sie sich quasi selbst, indem sie auch noch dem Unterricht, in Zeiten, in denen sie Halt, Unterstützung, Entspannung und neue positive Erfahrung mit und in ihrem Körper benötigt, fern bleibt. Denn Yoga sei ja Sport und Sport sei im Moment nicht sinnvoll.

Ich weiß, es gibt Yogastile und Yogaschulen und KollegInnen, die eher sportlich motiviert unterrichten und andere, die mehr in Richtung Entspannung unterrichten und dann noch die, deren Unterricht immer wieder unterschiedlich ist. Wir alle orientieren uns jedoch an den Bedürfnissen und Fähigkeiten der SchülerInnen und dem eigenen Wachstum. Denn schließlich begeben sich auch Yogalehrende mit ihrer ganzen Persönlichkeit in den Unterricht. Deshalb verändert sich auch im Laufe der Jahre der Unterricht von jeder YogalehrerIn. Auch für uns ist es ein Wachstums-, Veränderungs- und Entwicklungsprozess.

Yoga im Haus der Ge(h)zeiten - 01

Trotzdem oder gerade deshalb ist es wichtig zu erfahren und zu begreifen: Yoga ist KEIN SPORT! Und ich frage mich manchmal, was geschehen muss, damit die Menschen im Unterricht dies erkennen? Damit die Menschen in schwierigen und Krisenzeiten den Unterricht nutzen können, um sich selbst zu unterstützen und im Yoga eine Hilfe zu erfahren?
Sind unsere Prägungen so tief, dass alles, was mit Körperpraxis zu tun hat als Sport bezeichnet und erlebt wird? Abgespalten vom heilsamen Erleben der eigenen Körperkraft? Wird einfach vergessen, dass wir Meditation in Stille, Atemübungen, Meditation in Bewegung im Yogaunterricht erfahren? Ist es der Unterricht selbst, den die Menschen erleben und als sportlich ambitioniert empfinden weil sie ihre Grenzen wahrnehmen und sich bemühen diese Grenzen zu erweitern anstatt sie zunächst nur wahrzunehmen? Ist es das fehlende Glied zwischen Wahrnehmung und Ausführung? Also Wahrnehmung und Handlung? Wahrnehmung und Haltung?

Ich bin verwundert und überfragt und wünschte, ich hätte eine Antwort darauf.

Ich traue mich mal dies alles spontan ins Netz zu stellen und bin gespannt, ob Ihr Antworten habt? Bin gespannt, wie ihr den Unterricht eurer Wahl empfindet und auch, ob es Menschen gibt die entdeckt haben, dass sich ihre Vorstellung von Yoga und Sport verändert hat?

oga im Haus der Ge(h)zeiten

Also, traut ihr euch auch ein bisschen von euren Erfahrungen preis zu geben? Ich würde mich über einen offenen Dialog freuen und auch, wenn ihr eine persönliche Nachricht schreiben wollt oder mich im Unterricht ansprecht.

Mit herzlichen und nachdenklichen Grüßen

Anja