Da hat es uns “kalt” erwischt. Verunsicherung und Angst, Irritation und Kreativität, Freude und Sorge …. Noch vor wenigen Tagen hat sich das niemand ausgemalt. China und Italien….Länder die “so weit weg sind”, dachten wir. Und obwohl es eigentlich abzusehen war, wollten wir es nicht wahr haben und die Politik hat zunächst auch versucht  das Thema eher niedrig schwellig zu behandeln. Insofern hat es uns “kalt erwischt”.

Was nun? Die Welt scheint Kopf zu stehen. Sorgen, Nöte und Ängste die zum Teil sehr berechtigt sind, prägen den Alltag der keiner mehr ist. Folgen der Krise, die vielleicht in eine nächste Krise führen, werden angesprochen.  Die ganze materielle, wirtschaftliche und konsumorientierte Welt erfährt gerade einen Wandel. Den Menschen wird langsam bewusst, wie die Dinge miteinander verbunden sind, wie die Dinge einander bedingen und voneinander abhängig sind. Wie wir uns jahrzehntelang Sicherheit vorgegaukelt haben und daran z.B. Versicherungen massiv verdient haben. 

Wenn wir wirklich solidarisch miteinander umgehen und uns unserer Werte wieder bewusst werden, haben wir eine Chance auf einen Wandel. Ein Wandel, der unser Mensch-Sein und unsere Gemeinsamkeiten in den Vordergrund rückt und nicht unsere Unterschiede. Egal auf welcher Ebene!

Ein ALL – Tag 

Ich möchte Dich in diesem Artikel mitnehmen in meinen aktuellen All-Tag, der keiner ist. Einen Tag, an dem ich nicht wie gewohnt Arbeite, keine Kurse im Studio oder anderen Räumen geben kann. Keinen Kontakt zu meinen Schülerinnen habe, außer über die Sozialen Medien. Ein Tag, wie ihn gerade viele Kollegen erleben und ein großer Teil der Bevölkerung. Allerdings ein Tag,  der mir  Zeit und Raum bietet wahrzunehmen, was um mich herum ist. Und dieser Tag war wundervoll lebendig!

Ein Tag, an dem ich mich sicher gern erinnere, weil er nicht ausschließlich mit Aufgaben und “beschäftigt sein” zu tun hatte. Sondern fast wie ein Urlaubstag, weil ich keine Termine hatte und niemand mit mir gerechnet hat oder etwas von mir erwartet hat. 

Ein Tag, an dem ich mich habe Treiben lassen und nur meiner Lust nachgegangen bin und Joy viele Eindrücke und Gerüche aufnehmen durfte. Ohne Zeitdruck.

Es ist Mittwoch und eigentlich habe ich Mittwochs nur am Abend frei, wenn kein Workshop ist. Heute bin ich jedoch entspannt aufgewacht und habe mich früh morgens mit dem Wohnmobil – welch ein Luxus – auf den Weg zu einem Ort gemacht, den ich vor mehr als 30 Jahren das letzte Mal besucht habe. Ich wusste noch, dass es hier Seen gibt und der Ortsname hat den See gleich mit aufgenommen: Haltern am See.

Vor wenigen Tagen bin ich durch die Zeitschrift GEO “WALDEN” auf eine Bullitour oder Wohnmobil Tour aufmerksam geworden und diese Tour ist genau das, was ich in diesen Zeiten brauche. Abstand und Natur, Zeit zum Arbeiten und Ideen schmieden und die Nähe zu meiner Familie. Und trotzdem Zeit für mich alleine, im Van und mit Hund.

Diese Tour heißt übrigens in der Zeitrschrift:  WELTENWANDLER-TOUR – Unterwegs in grauen Industriegebieten und grüner Wildnis.  Dieser Titel alleine, hat mich förmlich angesprungen! Es ist ein bisschen so, als würde die Tour, die durch das Ruhrgebiet und das Münsterland führt, und somit durch vergangene Wandlungsphasen von Industrielandschaft und Naturlandschaft, an  unsere aktuelle Situation andocken. Ein bisschen so, als wollte diese Tour mich erinnern, dass auch dieser Wandel gelungen ist und in jedem Wandel Ungewissheit, Sorgen und Ängste stehen. Eben jeder Wandel eine Krise bedeutet.

“Komische Zeiten” und Purzelbäume der Sinne

Ich war kaum angekommen in Haltern am See,  das Fahrrad mit Hundehänger gekoppelt, und schon breitete sich ein tiefes Gefühl der Freude in mir aus. So sehr, dass ich tief berührt war. Das Wetter ein Traum und ich darf Zeit am Wasser, im Wald und auf Wegen sein, auf  denen meine Sinne Purzelbäume schlagen. Herrlich!

Und es war auch herrlich zu beobachten, wie sehr die Menschen die Sonne ersehnt haben und sich an vielen Stellen aufgehalten haben zum Picknick und Radfahren. Wandern und einfach draußen sein. Eine Wohltat für alle! – Trotz des Abstands zueinander.

Corona ist hier kaum spürbar. Alle genießen Zeit und Sonne und lassen sich treiben. Allerdings merke ich an mir selbst, dass ich es seltsam finde und sicherer, möglichst viel Abstand zwischen mich und andere Menschen zu bringen. Und als ein Mann unterwegs Niest und zwar nicht in die Armbeuge, bin ich kurzzeitig innerlich konsterniert.

Bei meiner Ankunft am Stellplatz sagt ein Nachbar: “Eine komische Zeit, oder? Ich mache hier Homeoffice. Meine Frau ist Risikopatientin. Sie ist zuhause mit einem vollen Kühlschrank und ich bin hier.” 

Mir geht es ähnlich. Ich habe mich auf den Weg gemacht, um selbst zur Ruhe zu finden und neue Arbeitsmöglichkeiten zu erschließen, bzw. die ersten Schritte dafür in die Wege zu leiten. Dies, in einer mir angenehmen Umgebung, in der Natur. Ein Platz in der Natur ziehe ich jeder Wohnung vor! Und kaum draußen angekommen spüre ich mich selbst viel lebendiger, bin glücklich und erlebe Zeit ohne Termine wieder einmal als sehr hohes Gut! 

Um mich herum, habe ich das Gefühl, ist nicht nur die Freude an der Sonne, sondern an dem beginnenden Frühjahr. Es strahlt, auch in einer Krise Zuversicht und Kraft aus. Und überall in der Natur können wir jetzt besonders den Wandel der Zeiten sehen.  Eine Prozess, der möglicherweise in diesem Jahr durch unsere Gesellschaftsstruktur gehen wird.

Mein Weg, mit und ohne Fahrrad, führt mich durch eine sehr schöne Seen- und Flusslandschaft, vorbei an Kastanien, die gerade ebenfalls kraftvoll ihre Knospen öffnen. Vorbei an Flüssen, in denen Biber !!! schwimmen und vorbei an wunderschönen kleinen Blumen und vielen Blüten wie z.B. das Frühlingshungerblümchen…

Alles steht auf Start, auf Kraft und alles reckt sich dem Leben, der Sonne und dem Himmel entgegen.

Ich genieße die Lebendigkeit der Natur. Die Ausgeglichenheit meines Hundes und die warmen Sonnenstrahlen und alles ohne Termindruck! Danke Krise! Wie gut, dass es Zeiten des Übergangs gibt!

Mir hilft diese unberechenbare Zeit, vermutlich kurz vor einer Ausgangssperre, um wahrzunehmen, wie schön die Welt ist. Mir hilft diese Zeit, trotz meiner Situation, um das hohe Gut der Freiheit in mein Bewusstsein sickern zu lassen. Das, was sonst so selbstverständlich ist. 

Mir hilft diese Zeit, um mich auf neue Herausforderungen einzustellen, ohne in Panik zu geraten, wie ich das alles schaffen soll. Ich weiß, wenn ich die Natur sehe, mich der Schönheit und dem Wandlungsprozess öffne, dass jede Wandlung durch ein Mysterium, durch unbekanntes Terrain verläuft, um sich dann in voller Kraft zu entfalten!

Das ist mein Wunsch, das ist das, was ich mitnehme in meine Meditation. Das ist das, was ich uns allen auf diesem schönen Planeten Erde wünsche: lasst uns die Wandlung anschauen und Solidarität, Kreativität und Vernunft aus dem Herzen heraus bewusst gestalten. Ganz im Sinne von Deepak Chopra der Bewusstsein als Schöpferkraft beschreibt! Lasst uns Bewusstseinswandler und Schöpfer unserer aller Zukunft sein.

Auch wenn hier Liebesschlösser verboten sind, möchte ich Dir aus Liebe zum Leben und als Erleichterung für den unruhigen All-Tag der keiner ist, ein Video auf YouTube schenken. Es ist die Geschichte über  “Die drei Fragen des Kaisers”, die ich aus dem Buch von Ajahn Brahm: Die Kuh die weinte, vorlese.

Ich hoffe, in diesen Zeiten führt es Dich zu Dir und lenkt Dich ab von der Angst und hin zu deinen eigenen Werten.

Viel Freude damit und Namasté, bleib gesund!